zum
Motiv der LEITER/Himmelsleiter
Seit
2008 gebe ich die Reihe: Philosophische Praxis heraus, in der bisher
3 Bände erschienen (- und bald vielleicht ein 4. mit Beiträgen
und Diskussion auf diesem Sommertreffen?) …
Zum Kunsten und der
Himmelsleiter
Dazu schlage ich auf den
Band 2 auf der Seite 30:
„Seit etwa zehn
Jahren säge und schmirgle ich unter dem Feigenbaum, in dem unser
Haus steht, Figuren. Vorbeikommende fragen sich und (unwillkürlich)
auch mich , ob das wohl Engel werden? Ich
kenne Engel nicht, für mich sind
es mehr oder weniger Ψ
– förmige Figuren
,
die da häufig entstehen, und weil ich auch Engel für
Figuren halte, sage ich: „Jo-a -“ Oft entsteht eine Denkpause.
(Für mich ein wichtiger Moment)
Inzwischen
sind viele Figuren entstanden - und unser Haus ist klein! Oft stelle
ich die Figurinen horizontal, „nebeneinander“ -, es kommt aber
auch vor, dass ich Baumstämme längsteile, so entstehen
Leiterholmen und es ergibt sich die Gelegenheit jene „Engel“ wie
die Sprossen einer Leiter aufsteigen (und aus anderer Perspektive)
absteigen zu lassen.
Ich kombiniere Engelsleiter und Strickleiter und nähere mich so dem in Nietzsches ZARATHUSTRA vorkommenden Bild des Hochseils." Kunste ich noch, oder philosophiere ich schon?
Kollege
SL veröffentlichte 2009:
DU
MUSST DEIN LEBEN ÄNDERN und da kommt auf Seite 200 auch eine Art
Stufenleiter in des PhilosophenKünstlers Blick: „Die Sphäre
der menschlichen Lebensvollzüge bildet die Mitte zwischen
Welten-darunter und Welten-darüber.“ Das „DARUNTER“ sind
wir ja gewohnt als das Anorganische und das nebenmenschlich Lebendige
zu verstehen und technisch greifen wir darin ein. Und wie steht´s
mit dem „DARÜBER“? Sie sind vielleicht überrascht zu
hören: „Jede menschliche Operation … wird überspannt
von einer Überwelt aus transzendenten Handlungen, deren Agenten
die Engel sind.“ AT200
Dies
ist eine Passage aus dem Abschnitt Jakobs
Traum oder: Die Hierarchie. Dem
geht p.198 die Formulierung voraus: „In
die >andere Welt<, die geisthafte … ragt der Mensch hinein,
insofern er sich mit natürlichen Mitteln an Mehr-als-Natürlichem
versucht.“
Doch
nun zum Orginal, zur Jakobsleiter!
SL
hatte (Einleitung zum Buch) S.17 angekündigt, in seiner
philosophischen Übungslehre Anthropotechnik
anzuknüpfen an „jahrtausendealte Fäden … an frühe
Manifestationen menschlichen Übungs- und Beseelungswissens“.
Auf S. 199 ist es dann soweit, und SL zitiert aus dem „1. Buch“,
1.Moses/Bereschit, des Alten Testamentes (dem
gemeinsamen Bibelteil der Juden und Christen)
den Traum des flüchtigen Jakob - schlafend in ödem Gelände,
ein Stein ist sein Kopfkissen: „Eine
Leiter stand auf der Erde, ihre Spitze berührte den Himmel.
Gottes Engel stiegen auf und nieder.“
(Diese
Himmelsleiter würde uns vermutlich nicht weiter interessieren,
ginge es nicht wie folgt weiter im Text:
„Oben
stand der Herr und sprach:>Ich bin der Herr, der Gott Abrahams und
der Gott Isaaks; das Land auf dem du schläfst, will ich dir und
deinen Nachkommen schenken ...“ AT
200) Dieses Land war freilich nicht "herrenlos" - schon damals, geht mir durch den Kopf.
SL
aber kommentiert: „Von der Mächtigkeit der
Leiter-Überlieferung zeugt die Tatsache, dass selbst Nietzsche
noch unter ihrem Einfluss steht, wenn er Zarathustra zu seinen
Freunden sagen lässt, er wolle ihnen >alle die Treppen des
Übermenschen< zeigen.“(Prolog) AT202 Nietzsche gelinge die
„Umwandlung der Engel in Artisten“ und wie Engel „als Boten
Gottes ihren Dienst tun, so Artisten als Boten der Kunst“.
Paradigmenwechsel: So überlebt „das mächtigste
Vertikalsymbol der alten Welt die atheistische Krise“, nach der
sich „oben nichts mehr findet, woran sie (die Himmelsleiter) sich
anlehnen könnte“.
Und
wird denn noch etwas „geschenkt“? Wer schenkt und wer wird
beschenkt?
Sind Dialoge auch Leitern? Die Dialogpartner aufragende Holme, die zwischen ihnen ausgetauschten Fragen und Antworten Leitersprossen? Und wohin führt die Leiter ?
Barbara
Zehnpfennig (Danke, Christine!) PLATON zur Einführung (1997)
spricht wie folgt davon, was sich beim Auf- und Absteigen auf der
Wissensleiter ereignen kann: in Platons Dialogen habe man oft den
Eindruck, es bleibe die Sokratische Erkenntnissuche ergebnislos …
von diesem
Ergebnis enttäuscht sein muss aber nur der, der sich vom Dialog
ein Wissen versprochen hatte … Am Wissen
und
seiner Prüfung vollzieht sich vielmehr Erkenne-Dich-Selbst.
Das
Wissen ist nur die Leiter
, die
zurückgelassen wird, wenn man auf ihr hinaufgestiegen ist.“
Stimmt
das? - Fortsetzung folgt (morgen)
Uns
allen: Gute Gespräche!
Himmelsleitern wohin man schaut
. . .Der Himmel steht den Menschen auch im hier und jetzt offen, sogar eine goldene Leiter kann es sein, die scheinbar hinführt. Auch in Krisenzeiten ein schönes Symbol der (christlichen) Hoffnung auf mehr als das was auf Erden erlebt wird.
Bildquelle: GL_Nachtspiegelung_außen – Susan Feind
Stahlskulptur „Goldene Leiter” in Duisburg. Eine Arbeit von Brunner / Ritz.
Das dieses Thema auch in der zeitgenössischen Kunst ihren Widerhall finden kann, zeigt die Arbeit der “Goldenen Himmelsleiter” des Münchner Künstlerduos Johannes Brunner und Raimund Ritz. Sie haben eine handvergoldete, 65 Meter hohe und 32 Tonnen schwere, goldene Himmelsleiter entwickelt, die als Kunstambau-Projekt das neue ebenfalls gigantische Shoppingcenter “Forum Duisburg“, das im September 2008 eröffnet wurde, schmückt. Besser gesagt: kommentiert. Hoffnung, Jenseitshoffnung,Spiritualität und ganz konkreter materieller Nutzen finden sich hier zusammengestellt.
Wahrscheinlich von denInvestoren weniger so gesehen,kann die goldene Himmelsleiter allgemein und speziell in einer schwer vom Wandel gebeutelten Stadt wie Duisburg, Symbol für das Mehr an (künstlerischem) Inhalt in einer haltlosen, materiellen Zeit sein.
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