GLOBAL TIMES Toni Stadler
OFFiZiN Zürich2015
„Die Klassengrößen wurden nun reduziert, die Lehrer besser
ausgebildet und wieder hochgeschätzt wie einstmals in den goldenen Zeiten des
Konfuzius. Dem Klassenlehrer Chi Bi lag viel daran, dass seine Schüler, trotz
europäischer Pausenglockenmusik (aus Beethovens 3. Symphonie), nicht glaubten,
das moderne China kopiere einfach den Westen. Mathematik betrieb er als Kunst,
die in allen Hochkulturen meist unabhängig voneinander ziemlich gleichzeitig
entstanden sei, in Ägypten also, in Babylon, am Indus und am Roten Fluss.
>>Zahlen und ihre Beziehungen zueinander seien wie Menschen und ihre
erotischen Verknüpfungen, nämlich universell gleich<< -?-
lehrte Chi Bi, und existent, seit unsere Vorfahren mit Hilfe ihrer
Finger bis zehn zu zählen gelernt hatten. Als einzig auswärtiges Element der
chinesischen Mathematik war die Zahl Null auf dem Rücken des Buddhismus aus Indien
eingewandert. Zur Zeit der Han-Dynastie (oder des frühen römischen Reiches)
errechneten chinesische Tempelgelehrte die Zahl bereits auf vierzehn Stellen
genau. Währender Song-Dynastie (im europäischen Mittelalter) benutzten die
Landvermesser das Pascalsche Dreieck, später quadratische Gleichungen, die binäre
Schreibweise der Zahlen im >I Ging<, dem Buch der Wandlungen, die vom
westlichen Frühaufklärer Leibniz übernommen worden seien, einem Denker, der
bereits damals die Synthese der Kulturen Chinas und Europas vermittels der Wissenschaft
vorgeschlagen habe.“ (361)
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