Samstag, 13. Juni 2015

systemische Literaturgruppe


   GLOBAL TIMES  Toni Stadler   OFFiZiN Zürich2015

nach der Kulturrevolution

„Die Klassengrößen wurden nun reduziert, die Lehrer besser ausgebildet und wieder hochgeschätzt wie einstmals in den goldenen Zeiten des Konfuzius. Dem Klassenlehrer Chi Bi lag viel daran, dass seine Schüler, trotz europäischer Pausenglockenmusik (aus Beethovens 3. Symphonie), nicht glaubten, das moderne China kopiere einfach den Westen. Mathematik betrieb er als Kunst, die in allen Hochkulturen meist unabhängig voneinander ziemlich gleichzeitig entstanden sei, in Ägypten also, in Babylon, am Indus und am Roten Fluss. >>Zahlen und ihre Beziehungen zueinander seien wie Menschen und ihre erotischen Verknüpfungen, nämlich universell gleich<<  -?-  lehrte Chi Bi, und existent, seit unsere Vorfahren mit Hilfe ihrer Finger bis zehn zu zählen gelernt hatten. Als einzig auswärtiges Element der chinesischen Mathematik war die Zahl Null auf dem Rücken des Buddhismus aus Indien eingewandert. Zur Zeit der Han-Dynastie (oder des frühen römischen Reiches) errechneten chinesische Tempelgelehrte die Zahl bereits auf vierzehn Stellen genau. Währender Song-Dynastie (im europäischen Mittelalter) benutzten die Landvermesser das Pascalsche Dreieck, später quadratische Gleichungen, die binäre Schreibweise der Zahlen im >I Ging<, dem Buch der Wandlungen, die vom westlichen Frühaufklärer Leibniz übernommen worden seien, einem Denker, der bereits damals die Synthese der Kulturen Chinas und Europas vermittels der Wissenschaft vorgeschlagen habe.“ (361)

 

 

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