mit Christine & Mike / SinnPraxis
Zum 1. Teil siehe 23.NOV 2014
Willi: (um den Text sichtbar zu machen, die Lücke mit linker Maustaste und Kursor markieren)Erzähl jetzt noch, wie das ging in Deinem Beispiel! Mike: In meinem
Beispiel war es so: Oskar war jemand, der Yalom-Texte zuhause hatte. Er hat sich dann diesen Text noch besorgt.
Er wusste ja schon: das ist ein guter Autor, den kann man gut lesen. Und bald
fing er an, seine Problematik - das war
eine Paarproblematik, die hatte auch mit Eigentum zu tun - zu
assoziieren zu Stellen im Text, die er mir mailte: es fiel ihm zu den
Textstellen etwas ein aus seinem Leben. Und schließlich bekam ich nun die
Nachricht: sein Problem hat er gelöst mithilfe des Verfassens dieser emails und dem kontinuierlichen Lesen in
einem stark philosophischen Buch. Geschrieben von einem Nicht-Philosophen. Der
Autor Yalom ist ja Psychiater. Auch da mache ich keinen clear cut zwischen
„existentieller Psychotherapie“ und philosophischer Praxis. Das nicht zu tun
scheint mir hier sinnvoll. Willi:
Das wäre ein Beispiel von Bibliotherapie, Du nennst es ja auch so.
Mike:
Ja
(Yalom macht den Hinweis in der Danksagung:
“Die Idee einer Bibliotherapie – sich durch die Lektüre philosophischer Werke
selbst zu heilen – entstammt Bryan Magees ausgezeichnetem Buch Bekenntnisse eines Philosophen (Berlin
1998).“ Willi: Kann man das verallgemeinern? Erläutere noch Dein Verständnis –
erläutert euer Beider Verständnis von Philosophischer Praxis! Christine:
Ich
habe dieses Schopenhauer Bibliotherapie Beispiel mitverfolgen können, weil ich
den email-Austausch lesen durfte und fand das interessant, weil wir
Schopenhauer und Yalom schon als Thema einer philosophischen Gedankenreise in
Istrien hatten und dort in der Gruppe auch schon merkten, wie wertvoll das ist,
sich mit Schopenhauer zu befassen – und parallel dazu mit dem Buch von Yalom.
Dort geht es darum, dass einer, der ein Problem mit sich hat, bei einem
Psychotherapeuten nicht weiterkommt, dann Philosophie studiert, sich damit
selber hilft (Schopenhauer) und dann zum philosophischen Berater werden will,
damit er dies weitergeben kann. Wir nehmen ein Seminar an der Uni als Anlass
und transportieren Kerngedanken dann in die (Sinn)Praxis. Bei dieser Gedankenreise
in Istrien hat man gemerkt, wie Teilnehmende praktisch anfangen sich mit
Gedanken zu befassen. Obwohl wir am Tag nur 2 bis 3 gemeinsame „Arbeitsstunden“ angesetzt hatten,
war zu merken, dass es auch in der „Freizeit“ weitergeht mit dem Philosophieren.
Deshalb denke ich: es ist wichtig sich Werke zum Anlass zu nehmen, sich
Philosophie näher anzusehen und sie in die Lebenswelt zu transportieren. In unsere Welt in der heutigen Zeit. Mike: Danke
Christine! Du hast ein Gegenstück zu der psychotherapeutischen Gruppentherapie,
die bei Yalom ja den Rahmen bildet, jetzt im Rahmen philosophischer Praxis
umrissen. Als philosophischer Praktiker war ich vielleicht nur 4 Stunden täglich zusammen mit den Teilnehmern,
während manche Teilnehmer bis spät in die Nacht miteinander geredet haben. Und
es gab insbesondere 1 Paar, das in einer gewissen Spannungssituation gekommen
ist und dann eben während dieses Aufenthaltes sichtlich profitierte von dieser
verständnisvollen Stimmung. Wir waren übrigens etwa 1 Dutzend. Das scheint mir
eine gute Größe zu sein. Willi: Christine, zu Deinem Verständnis von philosophischer Praxis gehört
auch Kinderphilosophie. Offenbar aus eigener Erfahrung - Christine: Ja,
deshalb, weil ich mich im Studium befasst habe mit dem Philosophieren mit
Kindern und auch deshalb, weil ich eine Tochter habe, die mittlerweile 20 ist.
Im Nachhinein habe ich mich gefragt: habe ich sie im Sinne der Philosophie
erzogen? Habe ich mich dabei gleichzeitig selbst erzogen? Ich habe dann zum
Beispiel Fragen zurückgegeben, wie man das im Kinderphilosophieren macht (Eva
Zoller). Ich beantworte nicht die Kinderfrage, sondern gebe sie zurück: „Was
meinst Du denn dazu?“ Ich glaube, dass es wichtig ist, Kindern gegenüber als
Erwachsene nicht einfach etwas zu behaupten. Mike: Damit bist
Du in der Sokratischen Tradition, die in diesem aktuellen Buch Deines Zürcher
Betreuers der Doktorarbeit, Michael Hampe, ganz wunderbar behandelt wird.
Titel: Die Lehren der Philosophie. Eine
Kritik (2014)
2 Kommentare:
Um diesen Kommentar zu sehen bitte
und dann
und anschliessend
.
Kommentar veröffentlichen