Montag, 3. November 2008

Praxis Zürich Wiedikon kopfvoran.ch



Willi im hellblauen Hemd.

Anna Beckmann zur Sitzung vom 3.1.2008 des Hauptseminars „Eine philosophische Praxis“ über Willi Fillingers Text „Orientierung in der real existierenden philosophischen Praxis“ / Referat: Mark Novel



1. Über Willi Fillinger

Willi Fillinger ist seit 1995 als philosophischer Praktiker tätig. Diese zunächst nebenberufliche Tätigkeit betreibt er nun seit ca. 2-3 Jahren hauptberuflich in seiner „real existierenden Praxis“ in Wiedikon, einem Quartier der Stadt Zürich. Dort, in der Zurlindenstr. 191, hat er einen ehemaligen Bäckerladen gemietet, in welchem er seinem Beruf nachgeht.
Durch die Schaufensterscheibe können ihn dabei vorbeigehende Passanten beobachten, bzw. „bei der Arbeit zuschauen“. Willi Fillinger begreift sich dabei als Teil des „Kleingewerbes“, als „Arbeiter“, dessen Handwerk das Denken ist. Die Philosophie wird dabei als anderen Berufen gleichwertige Arbeit angesehen, Willi selbst reiht sich in die Tradition der „Marktplatzphilosophen“ ein.
Er betont dabei, dass der Gegenstand seiner Arbeit, die Philosophie, nicht einer kleinen Elite des Volkes vorbehalten ist, sondern sich vielmehr an alle Bevölkerungsschichten wendet.

2. Die Arbeitsfelder in der real existierenden Praxis kopfvoran.ch

a) Einzelgespräche:
In den Einzelgesprächen, die Willi Fillinger anbietet, geht es zumeist um eine Neuorientierung desjenigen, der in die Beratung kommt. Diese Neuorientierung nennt Willi „philosophische Standortbestimmung“, wobei er sich dabei an folgenden Leitfragen orientiert:
Wo stehe ich in meinem Leben?
Welche Erfahrungen und Einsichten sind für mich wichtig?
Wie sieht meine Welt aus?
Wie verhalte ich mich zur Gesellschaft?
Was bedeutet die Natur für mich?
Welche Arbeit ist für mich sinnvoll?
Wie lebe ich Liebe und Freundschaft?
Wie gehe ich mit meiner Endlichkeit um?
Wie frei bin ich überhaupt?
Diese Leitfragen hat Willi innerhalb seiner früheren Tätigkeit im Arbeitsamt, bei der er viel mit den Problemen der Arbeitslosen konfrontiert war, entwickelt.
Das Einzelgespräch richtet den Fokus also auf die Situation des jeweiligen Individuums im Verhältnis zur Natur, Weltgeschichte und Gesellschaft. Dabei soll durch die Diskussion der oben aufgeführten Leitfragen ein Verständnis der eigenen Situation des Individuums erreicht werden.

b) Gruppenarbeiten:
Beliebte Gruppenarbeiten sind Lektürekurse, in welchen bestimmte Bücher oder Texte gelesen werden. Die Gruppentreffen dienen dann dazu, diese Texte zu diskutieren und besser zu verstehen.
Themenbeispiele: „Zorn und Zeit“ von Peter Sloterdijks; „Überwachen und Strafen“ von Michel Foucault; „Philosophie der Lebenskunst“ von Wilhelm Schmid; „Ökonomie für den Menschen“ von Amartya Sen



c) Vorträge:
Willi Fillinger referiert über ein bestimmtes Thema (Beispiel: Philosophie des 20. Jahrhunderts) mit dem Ziel, den Zuhörern philosophisches Wissen zu vermitteln.

d) Café Philo:
Seit Dezember 2007 betreibt Willi Fillinger das „Café Philo“ in einem Restaurant am IDAplatz nahe seiner Praxis. Interessenten bezahlen einen Eintrittspreis und hören zunächst ein ca. 30-minütiges Referat zu einem von Willi selbst ausgewählten Thema. Anschließend wird über dieses Thema diskutiert.

e) Tagesseminare:
Willi Fillinger bietet öfters Tagesseminare zur Problematik der Arbeit an.
Beispielthemen:
Die Problematik der Arbeit gestern, heute und morgen
Automatisierung und Globalisierung (objektive Veränderungen)
Arbeit und menschliche Existenz (subjektive Bedeutung)
Arbeit und Geld (soziale Dimension)

3. Gemeinsamkeit dieser Arbeitsfelder

Den verschiedenen Arbeitsfeldern Willi Fillingers liegt ein gemeinsames Ziel zugrunde:
Man möchte eine Form von Orientierung geben (bzw. finden).
Die Aufgabe eines philosophischen Betriebes liegt hier also klar in der Orientierungshilfe. Erreicht wird dieses Ziel durch den Dialog zwischen Philosoph und Gast bzw. zwischen vielen Gästen und PhilosophIn.

siehe: www.kopfvoran.ch

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