Sonntag, 23. November 2014

Fortsetzung

Interview Willi Fillinger für AGORA
mit  Christine & Mike / SinnPraxis
  Zum  1. Teil siehe 23.NOV 2014

Willi: (um den Text sichtbar zu machen, die Lücke mit linker Maustaste und Kursor markieren)Erzähl jetzt noch, wie das ging in Deinem Beispiel! Mike: In meinem Beispiel war es so: Oskar war jemand, der Yalom-Texte zuhause  hatte. Er hat sich dann diesen Text noch besorgt. Er wusste ja schon: das ist ein guter Autor, den kann man gut lesen. Und bald fing er an, seine Problematik  - das war eine Paarproblematik, die hatte auch mit Eigentum zu tun -   zu assoziieren zu Stellen im Text, die er mir mailte: es fiel ihm zu den Textstellen etwas ein aus seinem Leben. Und schließlich bekam ich nun die Nachricht: sein Problem hat er gelöst mithilfe des Verfassens dieser emails und dem kontinuierlichen Lesen in einem stark philosophischen Buch. Geschrieben von einem Nicht-Philosophen. Der Autor Yalom ist ja Psychiater. Auch da mache ich keinen clear cut  zwischen „existentieller Psychotherapie“ und philosophischer Praxis. Das nicht zu tun scheint mir hier sinnvoll. Willi:  Das wäre ein Beispiel von Bibliotherapie, Du nennst es ja auch so. Mike: Ja (Yalom macht den Hinweis in der Danksagung: “Die Idee einer Bibliotherapie – sich durch die Lektüre philosophischer Werke selbst zu heilen – entstammt Bryan Magees ausgezeichnetem Buch Bekenntnisse eines Philosophen (Berlin 1998).“ Willi: Kann man das verallgemeinern? Erläutere noch Dein Verständnis – erläutert euer Beider Verständnis von Philosophischer Praxis! Christine: Ich habe dieses Schopenhauer Bibliotherapie Beispiel mitverfolgen können, weil ich den email-Austausch lesen durfte und fand das interessant, weil wir Schopenhauer und Yalom schon als Thema einer philosophischen Gedankenreise in Istrien hatten und dort in der Gruppe auch schon merkten, wie wertvoll das ist, sich mit Schopenhauer zu befassen – und parallel dazu mit dem Buch von Yalom. Dort geht es darum, dass einer, der ein Problem mit sich hat, bei einem Psychotherapeuten nicht weiterkommt, dann Philosophie studiert, sich damit selber hilft (Schopenhauer) und dann zum philosophischen Berater werden will, damit er dies weitergeben kann. Wir nehmen ein Seminar an der Uni als Anlass und transportieren Kerngedanken dann in die (Sinn)Praxis. Bei dieser Gedankenreise in Istrien hat man gemerkt, wie Teilnehmende praktisch anfangen sich mit Gedanken zu befassen. Obwohl wir am Tag nur 2 bis 3  gemeinsame „Arbeitsstunden“ angesetzt hatten, war zu merken, dass es auch in der „Freizeit“ weitergeht mit dem Philosophieren. Deshalb denke ich: es ist wichtig sich Werke zum Anlass zu nehmen, sich Philosophie näher anzusehen und sie in die Lebenswelt zu transportieren. In  unsere Welt in der heutigen Zeit. Mike: Danke Christine! Du hast ein Gegenstück zu der psychotherapeutischen Gruppentherapie, die bei Yalom ja den Rahmen bildet, jetzt im Rahmen philosophischer Praxis umrissen. Als philosophischer Praktiker war ich vielleicht nur 4  Stunden täglich zusammen mit den Teilnehmern, während manche Teilnehmer bis spät in die Nacht miteinander geredet haben. Und es gab insbesondere 1 Paar, das in einer gewissen Spannungssituation gekommen ist und dann eben während dieses Aufenthaltes sichtlich profitierte von dieser verständnisvollen Stimmung. Wir waren übrigens etwa 1 Dutzend. Das scheint mir eine gute Größe zu sein. Willi: Christine, zu Deinem Verständnis von philosophischer Praxis gehört auch Kinderphilosophie. Offenbar aus eigener Erfahrung -  Christine: Ja, deshalb, weil ich mich im Studium befasst habe mit dem Philosophieren mit Kindern und auch deshalb, weil ich eine Tochter habe, die mittlerweile 20 ist. Im Nachhinein habe ich mich gefragt: habe ich sie im Sinne der Philosophie erzogen? Habe ich mich dabei gleichzeitig selbst erzogen? Ich habe dann zum Beispiel Fragen zurückgegeben, wie man das im Kinderphilosophieren macht (Eva Zoller). Ich beantworte nicht die Kinderfrage, sondern gebe sie zurück: „Was meinst Du denn dazu?“ Ich glaube, dass es wichtig ist, Kindern gegenüber als Erwachsene nicht einfach etwas zu behaupten. Mike: Damit bist Du in der Sokratischen Tradition, die in diesem aktuellen Buch Deines Zürcher Betreuers der Doktorarbeit, Michael Hampe, ganz wunderbar behandelt wird. Titel: Die Lehren der Philosophie. Eine Kritik (2014)

 

Anmerkung: Yalom, Die Schopenhauer-Kur. Roman (München 2006 / N.Y. 2005): "Die Idee einer Bibliotherapie - sich durch die Lektüre philosophischer Werke selbst zu heilen - entstammt Bryan Magees ausgezeichnetem Buch "Bekenntnisse eines Philosophen" (Berlin 1998)

2 Kommentare:

dotAtelier hat gesagt…
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dotAtelier hat gesagt…

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