Montag, 11. April 2011

Philosophische Praxis 2011

Philosophie praktisch: Bernasconi, Fintz, Huber, Staude diskutieren METHODEN (2010)- Moderation: Roth

Willkommen zum ersten Teil unseres öffentlichen Seminartags 2011 zur Philosophischen Praxis.

HINWEIS:
Am Nachmittag ab 14 Uhr stellt der Arzt und Philosoph Paul Bischof die im kürzlich erschienenen Buch LEGITIMITÄT ÄRZTLICHER STERBEHILFE ausgearbeiteten Überlegungen vor und es besteht die Möglichkeit sie zu diskutieren. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 31.3.2011 hat die Darmstädter Philosophiedozentin Petra Gehrig neue Richtlinien der Bundesärztekammer und einen dagegen protestierenden Beschluss der Landesärztekammer Hessen (beide 2011) zum Anlass für einen Meinungsartikel genommen. Der Text beginnt: „Die Sache klingt bürokratisch, aber es geht um Leben und Tod.“ Worum geht es?
„Am 21. JAN 2011 hat die Bundesärztekammer ihre Grundsätze (Richtlinien) zur ärztlichen Sterbebegleitung verändert.“Im Untertitel des FAZ-Artikels heißt es: „Dieser Beschluss … verändert das Berufsbild des Arztes: Die deutsche Ärzteschaft stellt sich selbst die Mitwirkung bei der Selbsttötung frei“ - soweit der Hinweis auf heute Nachmittag – ab 14 Uhr, wiederum hier in D 433 !

Freigestellt (man darf),
verboten (man darf nicht)
geboten (Du sollst) wie in den 10 Geboten, möglichst mit überzeugenden „guten“ Gründen - dies bezieht sich auf Handlungsweisen. Hier geht es um Handlungsnormen, „Maximen“ des Handelns, die nach Kant so zu gestalten seien, dass sie „zum allgemeinen Gesetz“ werden könnten. Die Entsprechung im Bereich der Sachverhalte, gefasst in Aussagesätzen, ist:
möglich / (freigestellt)
unmöglich / (verboten)
notwendig. (geboten)

Alles Handeln kann sich nur im Bereich des Möglichen bewegen – hin zum Wirklichen. Von Handeln sprechen wir nur, wo Handlungsalternativen bestehen.
Diese können aber mehr oder weniger gut begründet sein. Darum geht es heute.
In dieser Überlegung wurde der Methode der Modallogik gefolgt. Und sie dient auch zur Hinführung auf das Vormittagsprogramm:

Hat Philosophische Praxis Methode(n) ?

A Ist es freigestellt, Methoden
wenn ja, welche ?
- in der Philosophischen Praxis einzusetzen?
(das bedeutet: es gibt keine Gründe, aus denen es sich verbietet, oder schwächer: nicht empfiehlt)

B Ist es verboten, Methoden
wenn ja, welche ?
in der Philosophischen Praxis einzusetzen?
Und mit welchen Gründen?

C Ist es geboten, Methoden
wenn ja, welche ?
in der Philosophischen Praxis einzusetzen?
Aus welchen Gründen?

Zufällig sind es die zwei Philosophinnen, die von sich sagen, sie folgen in ihrer Beratungspraxis keiner Methode. Hingegen eröffnen ja die beiden Philosophen den Reigen der Beiträge im Handbuch:Methoden Philosophischer Praxis (2010) mit ihrem Chat zur Bedeutung von Methoden in der Philosophischen Praxis, worin sie sich austauschen über methodisches Vorgehen in jeweils ihrer Praxis. Zu meiner Freude sind 4 in eigener Praxis Tätige der Einladung zu dieser öffentlichen und aufgezeichneten Diskussion gefolgt und sie werden in ihren Redebeiträgen zugleich den Zuhörenden einen Eindruck davon geben, was denn (eine) philosophische Praxis ist.

Ich stelle sie Ihnen vor.

Dr. Anette Fintz ist Absolventin dieser Universität. Sie gründete und leitet das Radolfzeller „Institut für Sinn-orientierte Beratung“ (ISOB) und versteht sich heute nach einer Zusatzausbildung als PHILOSOPHIN IN DER WIRTSCHAFT.

Martina Bernasconi studierte Philosophie, Literatur und Medienwissenschaft in Basel, Berlin und New York. Sie betreibt recht erfolgreich und vielseitig seit 2003 in Basel die Philosophische Denkpraxis.

Florian Huber ist Magister der Philosophie und Doktor der Psychologie. Er lebt und arbeitet als freier Philosoph in eigener Praxis (Schwerpunkt Lebensberatung) – am schönen Chiemsee. Er leitet das von ihm initiierte „Rosenheimer Institut Gesundheit & Bildung“.

Detlef Staude ist Koordinator des Netzwerks „philopraxis.ch“ (zu dem auch Bernasconi, Fintz und Roth gehören). Er führt seit 1997 die Philosophische Praxis PHILOCOM in Bern und ist viel unterwegs. Er fährt heute mittags weiter zu einem Café Philo nach Chur. Seit 2009 ist er auch im Vorstand des neuen Berufsverbands Philosophische Praxis, der ein Ausbildungsangebot Philosophische Praxis vorbereitet.

Moderation: Mike Roth. Privatdozent für Philosophie an dieser Universität.
Wir hier auf dem Podium sind gewohnt, uns zu duzen und bleiben auch heute dabei. Ich bedanke mich für die Zustimmung zur Aufzeichnung und auch beim Team der Aufzeichnenden.

Detlef Staude wird PRO Methode sprechen. Anschließend wäre ein Teilnehmer des Kompaktseminars, das in dieser Woche stattfand, bereit über seine Gedanken beim Anschauen der Sendung des Schweizer Fernsehens STERNSTUNDE PHILOSOPHIE mit Martina Bernasconi und Roland Neyerlin zur Philosophischen Praxis zu sprechen. Die Reihenfolge der weiteren Wortmeldungen ergibt sich dann. Wobei die beiden Philosophinnen sicher erläutern werden, wie es zu verstehen ist, dass sie die Position „KEINE METHODE IN DER PHILOSOPHISCHER PRAXIS“ vertreten. Aber sie werden das freilich in ihre eigenen Worte fassen.

Es gab und gibt meines Wissens kein mediales Ereignis, das eine vergleichbare positive Wirkung für das Bekanntmachen PHILOSOPHISCHER PRAXIS hatte
wie die Sendung vom 27, Juni 2010
„Denken fürs Leben – Philosophische Praxis“ Martina Bernasconi und Roland Neyerlin im Gespräch mit Norbert Bischofberger,

http://www.videoportal.sf.tv/video?id=d4216519-b7aa-48d8-b5eb-f09ad2c12f43



Da sagt etwa Poland Neyerlin (Stelle: 20:24):
DENKEN IST EINE ERNSTE ANGELEGENHEIT
und er erinnert an die Dreiteilung (dem Sinne nach)

1 Philosophie und Wissenschaft (methodisch vorgehende Darstellung von Wissen)

2 ÜBERREDUNG ==> viele „öffentliche Diskurse“ haben diesen eristisch-sophistischen Charakter

3 P H I L O S O P H I E R E N im ergebnisoffenen und an Selbstverständigung interessierten Gespräch. Man ist sich einig: Wir wissen noch nicht … doch bemühen uns gemeinsam darum, unhaltbare Positionen zu überwinden.

Vom akademischen Philosophen FIGAL (Uni Freiburg i.B.) und vom „Erfinder“ der modernen >Philosophischen Praxis< ACHENBACH (Bergisch Gladbach/Nähe Köln-Bonn) sind Hörbücher zu Sokrates in Umlauf. Beide sind sich einig, dass „Der, mit dem es anfing“ (das eine, wie das andere – und den Karl Jaspers einen „maßgebenden Menschen“ nennt) – nicht durch ein Werk (in von ihm geschriebenen Büchern) wirkt, sondern durch seine lebenslange Tätigkeit, das Philosophieren. In der Darstellung durch seinen Schüler PLATON in dialogischen Vorlese-Stücken folgen Sokrates und seine Mitspieler einem Muster, dem ELENCHOS (argumentierender Nachweis), einer frühen Form dialogischer Logik. Dieses halbformale Verfahren führt ja nicht zum Wahrheitsbeweis, vielmehr zur Widerlegung des grundlos für wahr Gehaltenen.

In derselben Sternstunde-Sendung zur Philosophischen Praxis bekennt Martina Bernasconi, sie habe für Beratung in Philosophischer Praxis „kein Verfügungswissen“ und sie nennt dies auch „keine Methode“. Gleichwohl haben beide hier anwesende Philosophinnen klar strukturierte Beiträge ins METHODEN-Handbuch 2010 gestellt und sie betonen, stets die Gelegenheit beim Schopf zu fassen, für ein gelingendes Gespräch in der PHILOSOPHISCHEN PRAXIS mit den Philosophierenden „Begriffe zu klären“. Wenden sie in diesem Sinn doch (eine sprachphilosophische) Methode an?

Das Wort hat nun der Herausgeber der Textsammlung Methoden der Philosophischen Praxis. Dann sehen wir weiter.

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